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Bio Plastik als Alternative?

Grundsätzlich muss zwischen „Plastik aus Bio“ und „biologisch abbaubarem Plastik“ unterschieden werden. Oft, aber längst nicht immer, ist mit Bio Plastik beides gemeint. Biobasierter Kunststoff ist nicht automatisch biologisch abbaubar – während erdölbasierter Kunststoff abbaubar sein kann. Der Marktanteil von Bio Kunststoffen liegt in Europa aktuell erst bei rund 1%.

Aus ökologischer Sicht hat Bioplastik aus Pflanzenmaterial gegenüber herkömmlichen Kunststoffen zumindest scheinbar wichtige Vorteile. Biobasierte Kunststoffe brauchen zur Herstellung keine fossilen Rohstoffe, sondern nutzen nachwachsende Ressourcen. Mittels verschiedener Verfahren können aus Rohmaterialien wie Mais, Weizen, Kartoffeln, Zuckerrohr, Zuckerrüben, Bambus oder Holz unterschiedliche Kunststoffarten produziert werden (Stärke-, PLA- oder zellulosebasierte Biokunststoffe). In einem Papier der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) ist dabei von Emissionseinsparungen von 20 bis 80 Prozent die Rede.

Die Verwendung von Nahrungsmitteln als Rohmaterial für Plastik steht in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Und auch für nicht-essbares Pflanzenmaterial gehen wertvolle Flächen für den Anbau von Lebensmitteln verloren. Während in vielen Teilen der Welt Menschen hungern, werden Nahrungsmittel und Anbauflächen für Verpackungsmaterial genutzt. Für den Anbau dieser Pflanzen kommen zudem oft grosse Mengen an Düngemitteln und Pestiziden zum Einsatz, die Böden und Gewässer belasten.

Der Mythos der Kompostierung

Biologisch abbaubarer Kunststoff darf sich „kompostierbar“ nennen und beispielsweise das „Keimling“-Logo tragen, wenn er unter industriellen Bedingungen innerhalb von höchstens 90 Tagen zu 90 Prozent in kleinste Teilchen Theoretisch dürfen beim Abbau nur CO2 und Wasser übrig bleiben. Nach dieser Zeit in einer industriellen Kompostierung dürfen höchstens 10% der Reste noch grösser als 2 Millimeter sein.

Leider ist diese Norm veraltet, denn moderne Anlagen brauchen nur noch drei bis vier Wochen, um aus Bioabfällen Humus zu machen. Da kann das Bioplastik nicht mithalten und es bleiben Plastikfetzen übrig, was den Humus weitestgehend unbrauchbar macht. Bio Plastiksäcke werden daher vor der Kompostierung wieder aussortiert. Zwar gibt es auch Zertifizierungen für heim-kompostierbare Plastikprodukte, diese sind jedoch selten, und auch der Branchenverband European Bioplastics scheint solchen Produkten gegenüber eher skeptisch.

Im Prinzip haben vollständig kompostierbare Plastikprodukte – zum Beispiel Einweggeschirr oder Müllbeutel aus Maisstärke – das Potenzial, Abfall zu vermeiden und so die Umwelt zu schonen. Selbst wenn sie in die Natur gelangen, können sie sich zumindest schneller und vollständiger zersetzen als herkömmliches Plastik. In Landwirtschaft und Gartenbau können natürlich verrottende Folien aus Bioplastik die Arbeit erleichtern, da sie nicht aufgesammelt und aufwendig entsorgt werden müssen. In der Praxis jedoch sollten auch biologisch abbaubare oder kompostierbare Plastikprodukte auf keinen Fall einfach in der Umwelt (oder auf dem Kompost) landen – unter den schwer kontrollierbaren Bedingungen dort kann der Abbau immer noch sehr, sehr lange dauern.

Ein Lichtblick:

Es existieren verschiedene Forschungsansätze, um Biokunststoffe aus kaum anderweitig verwendbaren organischen Rohstoffen herzustellen, beispielsweise aus Holzabfällen oder Lebensmittelabfällen. Die Idee ist viel versprechend, noch befinden sich diese Materialien aber in der Entwicklung. Immerhin: Bei der „energetischen Verwertung“, also der Verbrennung, ist biobasierter Biokunststoff etwas klimafreundlicher als herkömmliches Plastik. Denn es wird dabei nur so viel CO2 freigesetzt, wie das pflanzliche Ausgangsmaterial gespeichert hatte – deutlich weniger als bei erdölbasierten Materialien.

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